Oktober 2019 – zurück von der Wanderung
Ich bin wieder zurück und mein Wanderwagen auch. Ich musste ihn nicht mit Deichsel- oder Achsenbruch im Paket nach Hause schicken. (Siehe die Gedanken während des Entwurfs auf den Folgeseiten. Dieser Beitrag entspricht einer umgekehrten Chronologie – will sagen, die ersten Ideen stehen auf der letzten Seite)
Ursprünglich hatte ich kalkuliert, dass ich 70-80 % des Weges rollen kann, den Rest tragen muss. Erfreulicherweise konnte ich 100 % rollen.
In Summe waren es über 500 km. Ich bedenke, dass meine nagelneue Campingtoilette als Industrieprodukt eines Markenherstellers bereits nach 500 m ein Rad spontan und endgültig abgeworfen hat, erlaube ich mir, beeindruckt zu sein.
Die 500 km im Detail kann man sich im Fototeil unter 2019 – Via Regia anschauen.
Dabei gab es jede Variante von Untergrund, ausgenommen Sand, Schnee und Eis.
Es gab drei Situationen, die ich als stressig empfand. Am zweiten Tag musste ich einen Trampelpfad an einem Flussufer entlang gehen, der mehrfach durch umgestürzte Bäume blockiert war. In Thüringen war der Jakobsweg über die Felder hinweg von Traktoren zermatscht. Liebe Thüringer, Euer Lehm klebt wie verrückt! Sollte ich etwas von neuem Lehm mitgenommen haben, entschuldige ich mich, ich hätte ihn lieber da gelassen. In allen drei Situationen hätte allerdings nur „was zum Fliegen“ etwas genutzt. Zu Fuss war es auch nicht prickelnd.
Und dann gab’s noch den großen und kleinen Hörselberg. Die beiden kann ich jetzt nicht mehr leiden. Beim Abstieg ebenfalls wieder sehr steile Stellen, rutschige Erde, Trampelpfade, Wurzeln die noch rutschiger waren und kaum sichtbare Eisenpfähle, die in grauer Vorzeit die Holzstufen fixiert haben.
Frei nach Frau Rheinländer, Berlin, haben wir gemeinsam (mit den Rheinländers) den Wagen benamt. Je nach Nutzung heißt er jetzt PiWaHü oder
PiWaHa oder
PiWaRü.
Das Kürzel mit Hüfte, Hand oder Rücken erklärt sich mittels der folgenden Bilder.
Da ich kein Pilgerwagentechniker bin, muss ich feststellen, dass ein paar Merkmale, die eher freihändig ausgewählt waren, sich als sehr effizient erwiesen haben.
- Material und Aufhängung der Achse bewirkten bei den ca. 13 Kilo Zuladung eine dezente Federung, die in Verbindung mit den Luftreifen bei glatten Wegen in völlig geräuschlosen Rollen resultierten. Trotzdem hatte die Achse nach 500 km keinerlei Durchbiegung.
- Das Stück Plane am Boden hielt den Rucksack gnadenlos fest. Nachdem das Gepäck mit einem Längs- und zwei Querriemen fest verzurrt wurde, ist es kein einziges Mal verrutscht.
- Der um 90° gedrehte Knauf war angenehm zum Anfassen und hat bei Kontakt mit der Jacke keinerlei Beschädigungen / Abrieb verursacht.
- Die blaue Gummischnur pufferte Stösse und hätte flexibel reagiert, wenn der Wagen hängen geblieben wäre.
Fazit – tolles Teil, hängt traurig an der Wand und wartet auf eine neue Wanderung.
Tragevarianten
In den Abbildungen oben sind die Tragevarianten erkennbar. Was nicht zu sehen ist, ist der Transport des sogenannten Handgepäcks. Dafür gab es 2 Möglichkeiten, die unbedingt gegenseitig ineinander geschachtelt werden konnte.
V1 = PiWaHü und das Handgepäck in einem wasserdichten Leicht-Rucksack (80gr.) von Sea-to-Summit auf dem Rücken. Der Transportsack für V2 steckte ebenfalls im Rucksack. Dies war zu annähernd 100% der Reise der Fall.
V2 = PiWaRü und das Handgepäck als Sling-Tasche (= wasserdichter Transportsack aus dem Wassersport mit einem breiten Riemen) über der Schulter. Dabei war der Rucksack aus V1 innerhalb der Sling-Tasche.
Anmerkung, der Leichtrucksack hat an der Stelle, an der er am Hüftgurt schubberte, erheblich von seiner Beschichtung verloren. Das dürfte kein Mangel sein, hat mich aber dazu gebracht, ihn in der Zukunft gegen einen Ortlieb Light-Pack Two zu tauschen. Der wiegt 300 gr. hat ein paar Vorteile und bleibt im Konzept V1/V2.
Bei diesem Konzept ist damit auch geklärt, wie man die Getränke- und Lebensmitteltransporte organisiert hat.